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Erst kam Wallenstein …

Wissenswertes aus Klein Kölzig

„Erst kam Wallenstein, dann hausten die Kroaten“

vom Rolf Müller † | Quelle: „Lausitzer Rundschau“; Forst Geschichte | Datum unbekannt

Einige Jahre blieb die Niederlausitz noch von den schreckensvollen Geschehen des Dreißigjährigen Krieges (1618- 1648) verschont. Doch ab dem Jahre 1626 war es damit vorbei. Seit jenem Jahr wurde die Niederlausitz wiederholt von der Soldateska verschiedener Länder heimgesucht. Die Bevölkerungsverluste waren enorm, betrugen oft bis zu 40 Prozent.
Furchtbare Seuchen griffen mit verheerenden Folgen um sich. Oft entrannen die Menschen dem Tode nur durch Flucht in die Heidewälder. Viele Orte wurden verwüstet, verschwanden für immer von der Landkarte.
1626 zog Graf Albrecht von Wallenstein, reicher Großgrundbesitzer in Böhmen, mit 40.000 Mann im Troß nach Cottbus und durch Forst.
Wallenstein war der große Heerführer des katholischen Kaisers Ferdinand, des Zweiten, ihm treu ergeben.
Sein Credo: Der Krieg muss sich selbst ernähren- hatte verhängnisvolle Auswirkungen auf Volk, Adel und Herrschende der Länder, die vom Krieg betroffen waren.
Bereits ein Jahr später kehrte er auf dem gleichem Wege wieder durch die Niederlausitz zurück. Raub und Plünderungen waren an der Tagesordnung. Der Unterhalt der Truppen wurde den Gebieten auferlegt, die vom Kriege betroffen waren. Mir großer Grausamkeit wurde die Kontribution eingetrieben. Das Land stöhnte unter dem Drangsal.
Kaum war Wallenstein abgezogen, hatten Forst und Umgebung schwer unter den Truppen von Oberst Fahrensbach zu leiden. “Sie waren nicht mit Menschen, sondern mit Teufeln zu vergleichen“ schrieb der Chronist über die Heerschar des kaiserlichen Obristen.
Im Februar 1630 kam Wallenstein zum dritten Male über die Niederlausitz. Wieder ging es durch das überaus stark gebeutelte Forst. Im Schlosse der Bibersteiner soll er die bekannten Worte gesprochen haben „er wolle izt Stralsund dem Kaiser übergeben, wenn’s gleich mit Ketten am Himmel hinge.“
Am schlimmsten aber hausten die Kroaten. 1633/34 verwüsteten sie neben Guben insbesondere Forst. Forst wurde von ihnen allein im Oktober 1633 dreimal geplündert. Im Winter des Jahres nahmen drei Regimenter der Kroaten auch im Forster Land Quartier. Die Region blutete aus.
Was für die Städte zutraf, machte sich in den Dörfern noch verstärkt bemerkbar. Eine große Anzahl von ihnen wurde vom Kriegsvolk heimgesucht. Mattendorf wurde völlig eingeäschert, Gahry zählte schließlich nur noch sechs Familien. In Horlitza blieben nur zwei übrig.
Überhaupt traf es die Landsleute am schlimmsten. Das Getreide wurde geraubt oder vernichtet, die Scheunen ausgeraubt. Das Vieh wurde weggetrieben. Die Verluste an Menschen übertrafen die der Städte noch.
(Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland bei einer Gesamtbevölkerung von 16 Millionen nur 10 bis 12 Millionen Menschen den Krieg überlebten. Es dauert um die hundert Jahre, bis die Bevölkerung den Vorkriegsstand wieder erreicht hatte.)

In Groß Kölzig wurde der Prediger Radochla von Kroaten gemartert, damit er den Kirchenschatz herausgeben sollte. Junge Frauen wurden weggeschleppt. Die Chronisten jener Jahre zeichnen entsetzliche Bilder.
Pest und andere Seuchen dezimierten die Bevölkerung, Brände vernichteten zudem was noch übrig geblieben war. In Forst wüteten die Flammen 1626 und 1645. Die Sitten verrohten. Die Moral lag am Boden. Es dauerte Jahrzehnte, bis sich das Leben wieder einigermaßen normalisiert hatte. Die Wunden des langjährigen Krieges waren zu tief.

verantwortlich für den Inhalt dieser Seite: Heimatstube Klein Kölzig